Worauf man/frau beim Gebrauchtmotorradkauf achten sollte

 

Ein Gebrauchtmotorrad zu erwerben, das lange gestanden hat, sollte man/frau genauer unter die Lupe nehmen. Standschäden können sich nämlich als wahre Schnäppchenkiller erweisen. Je nach Schaden kann dies sehr sehr teuer werden. Hier ein paar Dinge, worauf Fahrerin und Fahrer beim Kauf achten sollte:

 

Batterie und Elektrik:

Wenn die Batterie bei längerer Standzeit nicht trocken und kühl (idealerweise an einem Batterie- Charger/Ladepflegegerät regelmäßig angehangen) gelagert wird, besteht die Gefahr, dass sie ersetzt werden muss. Eine neue Batterie kann zwischen 40 und 120 Euro kosten. Brüchige Kabel, oxidierte Steckverbindungen oder poröse Isolierungen bereiten oftmals Probleme. Sie sind zwar meist günstig zu ersetzen, jedoch erweist sich die Fehlersuche im Elektrikdschungel meist als nervig und zeitaufwendig.

 

Bremsen:

Bei festsitzenden Kolben, stark verrosteten Bremsscheiben, ausgehärteten Gummiteilen und Dichtungen und korrodierten Bremssätteln sind die Bremsen nicht mehr zu retten und reif für den Schrott. Ein Reparatursatz kann eventuell noch helfen und die Bremsen vor Schlimmerem bewahren, jedoch fallen dann mit Arbeitslohn ca. 100 Euro pro Bremse an. Das Ersetzen von alter Bremsflüssigkeit durch frische ist nicht so kostenintensiv (ca. 50,- € in der Werkstatt). Bremsflüssigkeit sollte man/frau in jedem Fall alle zwei Jahre wechseln.

 

Rahmen/Anbauteile:

Sitzt der Rost zu tief, ist es mit einer Oberflächenbehandlung nicht getan. Bei der Besichtigung der Maschine sollte man/frau sich deshalb unbedingt die Mühe machen, auch an unzugänglichen Stellen wie unter dem Tank nach Korrosionsschäden zu schauen. Die Sanierung eines stark korrodierten Rahmens entwickelt sich meist zu einem Großprojekt und lohnt sich nur bei echten Liebhaberstücken.

 

Kette/Antrieb:

Eine stark verrostete Kette deutet direkt auf einen schlecht gepflegten Zustand des Mopeds hin und dass das Motorrad lange nicht mehr bewegt wurde. Hier sollte man/frau nicht sparen und ein neues Kettenkit einbauen lassen. Bei Kardan angetriebenen Fahrzeugen ist ein Wechsel des Kardanöls dringend nötig. Bei Zahnriemen angetriebenen Motorrädern unbedingt auf Risse im Gummi achten. Sollte dies der Fall sein, da hilft nur noch ein Wechsel.

 

Federelemente:

Auch wenn die Metalloberflächen an Gabel und Federnbein(en) gut aussehen, können versteckte Standschäden ein Loch in den Geldbeutel reißen, zum Beispiel, wenn die Dichtungen versprödet sind und Öl austritt. Das Ersetzen von Gabeldichtringen kostet in einer Fachwerkstatt schnell einmal über 150 Euro. Schäden an nicht zerlegbaren Original-Federbeinen erfordern meist den Kauf eines Nachrüstteils (je nach Modell können mehrere hundert Euro anfallen).

 

Gummi und Kunststoffe:

Bei längeren Standzeiten draußen können Gummi- und Kunststoffteile sehr schnell verspröden. Poröse Bremsleitungen und Ansaugstutzen müssen sofort erneuert werden. Zieht der Motor wegen Rissen im Stutzen nämlich Luft und das Gemisch magert ab, droht ein Motorschaden. Bei Reifen sollte man/frau auf die Kennung (DOT-Nummer) achten. Sie sollten nicht älter als sechs Jahre und frei von feinen Rissen sein.

 

Auspuffanlage:

Flugrost an den Krümmern sind meist nur optisch störend. Auswölbungen jedoch entlang der Prallbleche weisen auf starke Korrosionsschäden hin. Der Schalldämpfer ist nicht mehr zu retten, wenn bei einer Klopfprobe klappernde Geräusche auftreten. Ein Nachrüstdämpfer mit ABE kann je nach Modell zwischen 200 bis über 1000 Euro kosten.

 

Tank:

Auch bei ein paar Jahre alten Motorrädern sind Standschäden beim Tank keine Seltenheit. Starke Temperaturschwankungen führen zu Kondenswasserbildung, diese wiederum kann einen Stahlblechtank von innen aufblühen lassen. Deshalb unbedingt die Taschenlampenprobe machen! Der Rost sorgt dafür, dass Teilchen und Krümel sich an den Bohrungen festsetzen. Dadurch wird ein korrekten Benzinfluss verhindert. Eine Renovierung beim Profi kostet je nach Aufwand zwischen 50 und 200 Euro. Ein neuer Tank kann teurer sein, selbst als gut erhaltenes Gebrauchtteil.

 

Vergaser:

Schon bei kürzeren Standzeiten wie der Winterpause können Schäden an den Vergasern entstehen. Ablagerungen sorgen meist hier für Ärger. Ein kompletter Service (mit Ultraschallbad) samt Einstellarbeiten kostet bis zu 180 Euro. Bei längeren Standzeiten müssen außerdem oftmals poröse Vergasermembranen getauscht werden. Die Preise für die Ersatzteile variieren je nach Modell stark: von 25 bis 150 Euro pro Vergaser.

 

Gut zu wissen:

Quelle: Ratgeber, motorradonline.de